Der Vater aller Dinge (oder was auch immer er darstellt) haust in einer Hoehle, die seinen Wuenschen Untertan ist, und bietet uns auf das uebliche 'ich hab euch schon erwartet!' freundlich Platz. Dann legt er los mit seiner Rede. Eine Metapher jagt die andere und die Andeutungen verstricken sich in alles und gar nichts. Der Widersacher der Schlange ist erwacht, und wir sammeln Erbstuecke. Oder so. Ich kann ihm nicht wirklich zuhoeren, da ich innerlich zu kochen beginne. Wenn er etwas weiss, dann soll er es auch sagen, und uns nicht mit irgendwelchen Orakelspruechen Dinge andrehen, fuer die schon so mancher sein Leben lassen musste. Jedenfalls gibt er uns 3 Gegenstaende: ein Ring, ein Schwert, und ein Amulett, welches uns den Weg weisen wird zu finden der Mission freundliche Fremde, die fuer unser Forschen und Verstecken der furchtbaren Funde freiwillige bei Fuss sein werden. Was fuer eine verquirlte Scheisse. Bedenkt man, dass der Kauz locker das doppelte an Irrsinn in sich tragen muss wie einst Dworkin, so sei seine Klarheit beachtlich. Trotzdem wuerde ich mich ungern in das Feuer des Geschehens begeben, indem ich fuer die Sicherheit jener wertvollen Gegenstaende verantwortlich bin. Vorerst nimmt sie Renadorn uns auch ab. Da er mit dem Logrus den Pfad des Amulettes nicht zu erkunden vermag, erledigt Razim, den es sichtlich aus den Courts hinwegdraengt, diesen Job. Mir bleibt vorerst nur der regelmaessige Versuch, Marla anzutrumpen - bislang ohne Erfolg. Auch dies macht mich halb wahnsinnig! Immer wieder zuckt mein Herz zusammen, wenn ich daran denke, dass sie in den Haenden, denen ich sie ueberlassen habe, nur ein allzuleichtes Opfer ist. Immer wieder vertreibe ich den Gedanken, indem ich mir einrede, dass derjenige, der sie derzeit in Gewalt hat, sich, und somit auch Marla, einfach nur gut vor fremden Kontakt zu schuetzen vermag. Dass er in der Lage ist, derartige Orte zu erschaffen, hat der Ort, an dem wir Corwin fanden, nur zu deutlich bewiesen. Verdammt. Wir folgen Razim, gabeln hier ein fahrendes Whirlpool auf, ernaehren uns dort von Leguanen, und wandeln bald tagelang in Schatten der Finsternis. Nicht nur, dass sich Fiona mal wieder in alles einmischt, macht meiner Laune zu schaffen. Ausser, dass wir nachtein-nachtaus immer nur dem Amulett folgen kann ich nicht glauben, dass Corwin Random toeten wollte. Besonders deshalb nicht, da jemand Merlin aehnliches in die Schuhe hat schieben wollen. Irgendein Gestaltwandler treibt hier sein Unwesen, und selbst wenn es keiner zugeben moechte, dass jemand auf diese Art seinen Bruder/Neffen/was auch immer imitieren konnte, macht es einfach keinen Sinn. Klar, Corwin ist wutentbrannt abgezogen um Rache zu nehmen, aber doch nicht an Random! Somit war entweder der Angreifer gefaked, oder jemand hat Corwin einst in Randoms Gestalt jenes Gefaengnis bereitet. Wer zum Teufel kennt sowohl Merlin wie auch Corwin, oder Random gut genug um sie ihren Angehoerigen fuer kurze Zeit glaubhaft darstellen zu koennen? Und wieso hat derjenige sich keine Gedanken um das Leben von Benedict wie auch von Bleys gemacht, Corwin aber an einen sicheren Platz abgeschottet? Ich bin in der Tat erstaunt, als Razim nach mehreren Tagen bemerkt, dass wir ganz in der Naehe von Amber wandeln. Sollte demnaechst tatsaechlich wieder Sonne mein Anglitz erlaeuchten? Scherz beiseite, irgendwie macht es Sinn, und dann auch wieder keinen, dass wir in Amber Hilfe finden sollen. Renadorn macht vor Forest Arden aber halt und erklaert, nicht mitzukommen, da ihm die Gegend einfach nicht beliebt. Er wird mich allerdings antrumpen. Bald darauf hat uns auch eine Patrouille Julians entdeckt und eskortiert uns in die Stadt. Die nuechterne, militaerische Wachsamkeit liegt daran, dass der Wald, und Julians Leute die letzte Zeit immer wieder von kleinen Guerillatruppen heimgesucht wurden. Vor kurzem hatte sie es sogar fast geschafft Julian einzukesseln, aber eine Tante meinerseits (grimmig denke ich an Fiona) muss Schlimmeres verhindert haben. Das Schloss ist ebenfalls in hektischer Wachsamkeit. Random wurde an einen geheimen Ort gebracht, Vialle sieht unausgeschlafen aus, und selbst Flora nimmt sich kaum Zeit fuer ein Tratschstuendchen. Sie schildert nur in knappen Worten, was die letzten Tage hier los war. Bei dem Anschlag auf Random waren auch nur ganz wenige unserer Familie persoenlich anwesend - und auch jetzt ist sie mit Gerard Vialls einzige Unterstuetzung. Kurz nach dem Abendbankett klopft es in meinem Geist, und ich entschuldige mich, zum Gang gehend und meine Trumps durchblaetternd. Renadorn - dem ich Zugang gewaehre, aber da ist der Kontakt seinerseits auch schon wieder weg. Vielleicht dachte er, da ich nicht sofort angenommen hatte, dass die Situation gerade unpassend waere, und wollte nicht aufdringlich sein. Er wird es spaeter noch einmal versuchen. Somit begruesse ich Onkel Gerard, muss mal wieder feststellen, dass diese Person irgendwie ueberfluessig ist, und will mich so langsam aufs Zimmer zurueckziehen, um ... nun, zumindest Razim will ich vorwarnen, dass ich den naechsten Morgen woanders zu fruehstuecken gedenke. Als ich ihn zur Seite nehme, klopft es wieder in meinem Geist, und ich gehe diesmal schneller zur Sache, da Renadorns Karte obenauf liegt. Was er berichtet macht die Sache nicht durchsichtiger, aber er meint sich ueber eines im Klaren zu sein: Razim ist auf eigene Faust nach Amber gegangen; das habe mit dem Amulett ueberhaupt nichts zu tun. Seufz. Verdammt. Ich verspreche ihm, Razim das Amulett abzunehmen, und ihn mit dieser Anklage zu konfrontieren, aber Razim macht das weder gluecklich noch gestaendig, so dass ich Aussage gegen Aussage habe. Dennoch haendigt er mir das Amulett aus und hoert beleidigt, dass ich schon bald woanders bin. Dass ich es wuenschenswert faende, wenn er mit mir in Kontakt bliebe, scheint er dabei zu ueberhoeren. Mag er mich eben angelogen haben, so hat er das ziemlich ueberzeugend gemacht, aber sollte er tatsaechlich gelogen haben, dann rueckt ihn das nicht unbedingt in ein positives Licht. Immerhin ist er (wenn auch auf dem ersten Blick nur indirekt) daran Schuld, dass ich, als man Bleys neben mir erschossen hatte, mich nicht sofort auf die Suche nach dem Taeter machen konnte. Und dieses Reptilmonster war letztendlich auch keine wirkliche Gefahr fuer Razim... Nein - das ist absurd. Einige Stunden Schlaf goenne ich mir trotzdem - doch nach der ersten Stunde zwinge ich mich aufzustehen, anzukleiden, raus auf den Gang, runter ins Erdgeschoss, runter in den Keller, hinunter zu dem Herz dieses Ortes. Lange genug bin ich mal wieder irgendwelchen Dingen hinterhergelaufen, von deren Effizienz ich nicht wirklich ueberzeugt war, jetzt ist es Zeit, eigenen Prioritaeten zu folgen. Marla. Inzwischen ist es sicher schon einige Ambermonate lang her, dass ich sie aus der Hand gab. Ich hab sie doch nicht selbst wochenlang ertragen, nur um die Saat der Muehe einfach zu verbrennen zu lassen! Verdammt. Eigentlich wollte den naechsten Patternlauf erst dann machen, wenn ich vergessen hatte, wie anstrengend das ist, wie nah man dabei an die Schwelle des Wahnsinns und des Todes getrieben wird - und vielleicht auch hinunterfaellt. Aber das hier ist wichtig. Vielleicht haette ich doch im Bett bleiben sollen - aber jetzt war der erste Schritt getan, jetzt gibt es kein zurueck mehr. Wie gut, dass man den Grad der Anstrengung niemals in der Intensitaet in Erinnerung behaelt, in der er auftritt, da vergangene Sachen mit dem Wissen des Erfolges im Gedaechtnis haften bleiben. Schritt fuer Schritt kaempfte ich mich durch den Platz, spuerte die Spannung, die sich gegen mich richtete, spuerte den Widerstand, mit dem dieser Ort mich zu scheitern ueberreden wollte. Teilweise kam ich nur Millimeterweise vorran und hatte doch das Gefuehl, seit Stunden durch die Wueste zu sprinten - in manchen Visionen sah ich sogar den aufgestoebten Sand... nach einer Unendlichkeit war der 3. Vorhang nur noch eine Kurve vor mir und ich packte meine letzten Kraefte... Endlich. Geschafft. Stille, Ruhe, Frieden. Bett... nnneeeiiNNN! *schock* Das war knapp. Nein - ich stehe nicht mitten in der Nacht in Amber auf um uebers Pattern zu laufen und mich von seinem Zentrum aus wieder ins Bett zurueckteleportieren zu lassen. Ich will zu Marla - wo auch immer sie sein mag, was auch immer sie gefangen haelt. Marla, Tochter Merlins, jung und unschuldig, und doch schon zutiefst in die Gesellschaftsspiele ihrer Familie verstrickt. Doch so fest ich auch an sie denke, so dringlichst ich den Wunsch in mir formuliere bei ihr zu sein, es ruehrt sich nichts. Spoettisch glotzen mich die Pfade des Patterns an. Nun gut. Ich werde spaeter um sie trauern. So soll es Corwin sein. Angeblich ein Hochverraeter, vielleicht mein Vater, und mit Sicherheit derzeit verrueckt genug, um sich und anderen eine Bedrohung darzustellen. Doch auch diese Gedanken bleiben unerfuellte Wuensche, und zornig ziehe ich die Moeglichkeit in Betracht, dass man sich an bekannte Orte, an bekannte Gegenstaende, aber vielleicht nicht an Bekannte teleportieren lassen kann. Un nu? Kleinlaut gestehe ich mir ein, dass ich derzeit keine Orte kenne, die mir bei meiner Suche von konkretem Nutzen sein koennten, und komme auf meinen Urwillen zurueck: Bett. Aber nicht in Amber, sondern in meinem Himmelbett... Seufz... und schon liege ich in meinem Elysium, meiner Zuflucht, und nehme mir eben noch die Zeit die Zeit so einzustellen, dass ich ein wenig laenger schlafen kann bevor in Amber die Sonne aufgeht. Und diesen Schlaf goennte ich mir dann auch. Von Alptraeumen gequaelt bringt er mir aber nicht die erhoffte Erholung. Als der Teleport zu Marla mir verweigert wurde war ich ueberzeugt, dass Marla tot ist; dass ich auch Corwin nicht erreicht bekam wirft aber ein voellig neues Blick auf die Sache - oder ist Corwin etwa auch tot? Nein. Nein. So funktioniert das auf dem Pattern einfach nur nicht. Vielleicht haette ich es wissen koennen, aber im Moment genuegt die Hoffnung, dass beide noch am Leben sind. Letztendlich wurde mein Schlaf doch ruhiger. Wie lange mein Koerper sich Erholung nahm weiss ich nicht. Als ich langsam wieder in den Wachzustand abgleitete bemerkte ich, dass dies auch eine Folge eines versuchten Trumpkontaktes war. Ich sagte Renadorn, er solle sich spaeter melden, dann zog ich ihn herbei und liess mir erzaehlen, wieso er glaube, dass Razim uns an der Nase herum gefuehrt habe. Suhuy hat es ihm gesagt. Jaa, Suhuy war zu ihm gekommen, hat ihn vor Angreifern im Wald gerettet, und ihm gesagt, das Amulett fuehrt mit Sicherheit nicht nach Amber. Nun, ob ich Suhuy jetzt mehr glaube als Razim mag ich prinzipiell offen lassen, aber ich war mir mit Renadorn schnell einig, dass ich eben mal die Faehrte aufnehmen soll... ...und ein, zwei Wochen spaeter sitzen wir in einem seltsam fruehindustriellen Schatten mit Atombomben. Wirklich nichts spannendes, und die Tipps, die Suhuy Renadorn weiter auf den Weg mitgegeben hat sind genauso kryptisch formulierte Sachen wie die Dinge, die er uns in seiner Hoehle 'verraten' hat. Nun, da muss man durch - aber spaetestens wenn ich mich niemandem mehr moralisch oder sonstwie verpflichtet seine Welt zu retten, dann, so schwoere ich bei beiden Hoernern des Einhorns, dass ich dann erst einmal ein Jahrhundert lang _gar nichts_ tuen werde :) |