Ich muss zugeben, dass ich kein sonderlich aufregendes Leben fuehre. Aber da ich, wenn es die Umstaende erlauben ein langes Leben vor mir haben werde, kann ich mir Zeit lassen. Seit Jahren schon verweile ich in einer gemuetlichen Wohnung in Rebma, und bin jeden Tag aufs neue von der Schoenheit dieser Welt fasziniert. Meine zwei Angestellten sind mir treu ergeben, und ich geniesse die Bequemlichkeit mir jeden Wunsch erfuellen zu koennen, was sicher auch daran liegt, dass ich keine sonderlich ausgefallenen Wuensche habe. Wenn ich wirklich mal einen Tapetenwechsel brauche, dann rufe ich meinen Fuenf-Fuessigen Drachen und zusammen ziehen wir fuer ein, zwei Wochen durch die Schatten um neue Ideen und Eindruecke zu sammeln, Erfahrung anzureichern. Aber noch nie vermochte es ein Ort fuer laengere Zeit mein Interesse an sich zu binden. Ich weiss, wo ich zuhause bin, und wo ich es nicht bin. Amber ist definitiv nicht mein Zuhause. Zwar gehoere ich zur koeniglichen Familie, aber mich interessieren weder Thron noch die damit unweigerlich in meiner Familie verbundenen 'Spielchen'. Lange Zeit wollte ich mit meiner Verwandschaft ueberhaupt nichts zu tun haben, aber andererseits war sie auch das einzige, was ich hatte. Oder? Von meinem Bruder habe ich seit Ewigkeiten nichts mehr gehoert - weiss man ueberhaupt noch, ob er am Leben ist? Nun, wahrscheinlich werde ich es nie herausfinden. Wer mein Vater ist, ist mir nicht bekannt. Mag sein, dass die einzige Person, die mich darueber aufklaeren haette koennen, nicht mehr unter uns weilt, mag auch sein, dass andere, die es wissen, es fuer unangebracht halten, mich mit solchen Details zu langweilen. Ja, und meine Mutter, Deirdre Hendrake, ist tot. Von Onkel Brand mit in die Abyss gerissen. Da Onkel Caine ihn mit einer Armbrust oder so getroffen hat. Ich hasse sie alle. Damals war ich noch ein kleines Maedchen, das gerne ihren groesseren Bruder verkloppte. Danach wurde Random Koenig, danach lebten Raskas und ich unter der Fuchtel von Tante Fiona. Raskas hatte sehr schnell die Schnauze voll und rebellierte auf seine Weise: Er ging fort. Wohin, das weiss keiner. Dabei hatte er noch nicht einmal die Faehigkeit erworben durch die Schatten zu wandern. Mag er im Golden Circle sein Glueck gefunden haben, mag er in Frieden Ruhe gefunden haben; ich war froh, dass er weg war. Mit der Zeit wurde Amber auch fuer mich immer stickiger und unertraeglicher, aber es war alles, was ich hatte, und so liess ich mich in Rebma nieder, ging ueber das Pattern und war damit sozusagen erwachsen. Allerdings interessierte das meine lieben Onkels und Tanten nicht sonderlich. Fuer sie sind wir, von der 3. Generation alle nur Kueken, werden es wohl immer bleiben. Umso erstaunter und gleichzeitig erfreuter war ich, als Fiona eines Tages zu mir kam mit der Bitte, ihr einen Gefallen fuer sie zu erledigen. Es handelte sich um das Bild meiner Grossmutter, das aus der Familiengalerie abhanden gekommen ist. Ein solcher Zustand sei nicht tragbar, und ich soll mich mit ihrem Sohn Ethan in den Schatten treffen um es zu suchen und zurueckzubringen. Zwar sah ich die buchstaebliche Suche nach der Nadel im Heufhaufen auf mich zukommen, aber Fiona nannte mir den Namen eines Schattens, in dem wir gute Chancen haetten eine Spur aufnehmen zu koennen. Ich sagte ihr meine Unterstuetzung zu und rief am naechsten Morgen vom Ufer aus Twister. |