Ein spitzer Schrei laesst mich aus suessen Traeumen hochschrecken, und Sekunden darauf schlaegt eine Art Alarmsirene oder so an - sehr nervig und die letzten Erinnerungen meines Traumes vertreibend. Seufzend hoffe ich, dass sich alles gleich wieder beruhigt, doch ich warte vergeblich, so dass ich mich wieder einmal aus dem Bett begebe, diesmal etwas offizielleres anziehe, und vor die Tuer trete. Ursache des Schreies war die Kleine, die sich in den Schlaf geschluchzt hatte, und in ihrem Zimmer standen eine Wache, und Jasra, die mir berichtet, dass sich wohl eine Gestalt vom Fenster hier reingeschlichen habe, und dieser jemand sich mit Renadorn unten im Burghof gerade einen Kampf liefert. Wir beschliessen, hinunterzugehen, um eventuell Unterstuetzung zu leisten, aber unten angekommen, ist der Kampf bereits entschieden, und der Fremde, aber auch Renadorn sind von den Wachen des Hofes wie Gefangene umringt. Ein kurzer Wortwechsel mit den Wachen meinerseits genuegt, um sie dazu zu bringen, in Renadorn keine momentane Gefahr zu sehen, und Jasra fragt ihn, ob er die Flueche, die der andere von sich spuckt, versteht, oder gar uebersetzen kann. Er kann: Wir haben es mit einem weiteren Fan von einem zerstoerten Amber zu tun... Julian und der Hauptwachmann (oder wie auch immer hier der oberste Titel lautet) haben sich dem Geschehen zugesellt, Renadorn laesst sich ein anstaendiges Zimmer zugestehen, und auch Victor tummelt sich hier. Offenbar hat er seinen Weg mit Renadorn zusammen hierher verbracht, denn die beiden beschliessen, die angebrochene Nacht mit ein wenig Hochprozentigem zu verfeinern. Ich gesellte mich zu ihnen, da ich gerne noch mich mit Renadorn kurzschliessen wollte, und, das gestehe ich, ich diesen seltsamen Victor besser kennenlernen wollte. Aber die beiden fuellen mich nur ab, so dass ich nicht mehr weiss, wie ich letztendlich wieder in mein Gemach gelangt war. Die Sonne (Sonne!) stand bereits hoch am Himmel, als ich erwachte, und mir zuerst etwas gegen meine Kopfschmerzen unternahm. Die Wache am Gang war so freundlich mir ein wenig zu essen zu servieren, und dann machte ich mich fuer die Feierlichkeiten frisch. Koenig Luke hatte sich tatsaechlich selbst uebertroffen mit dem, was er an Unterhaltungs- und Vergnuegungsprogramm auffahren liess, was mich vergessen liess, dass er dem Knaben den Namen 'Tiberius' gab. Jasra loeste sich sehr bald vom Geschehen und auch andere bekannte Gesichter waren nicht aufzufinden, so dass ich nach und nach den hiesigen Adel und seine Wuerdentraeger kennenlernte. Amuesant. Genauso wie der suesse blonde Lockenkopf, der um ein Haar das Turnier gewonnen hat, aber der vernarbte Sarazene war letztendlich verschlagener gewesen. Naja, sollen sich die Maenner doch erst einmal frisch machen gehen, wenn sie sich auf eine naehere Bekanntschaft mit mir einlassen wollen... Jasra tauchte dann doch wieder auf und hatte einiges zu erzaehlen, z. B., dass jetzt nur noch einer vermisst sei. Was? Wie? Wer? Was man alles verpasst, wenn man sich mal einen Nachmittag lang vergnuegt! Also zuerst war der Gefangene von gestern abend ausgebrochen, aber Renadorn und Vincent (Victor) seien ihm auf den Fersen, laut Julian. Dann sei auch noch Victoria, die Begleitung Vincents, in die Stadt gegangen und ihrer Schutzwache entbuechst, aber diese habe sie, Jasra, wieder aufgegabelt und zum Schloss zurueck geleitet. Auch nicht uninteressant: Vincent habe Julian gegenueber behauptet ein Sproessling Erics zu sein, was mir ein saeuerliches Laecheln entlockt. Auch wenn ich meinem anderen wirklichem Onkel nie bebegnet war, so weiss ich nur, dass Deirdre auf ihn nicht wirklich gut zu sprechen war. Aber man soll ja nicht von den Eltern auf die Kinder schliessen, nicht, meine liebe Jasra? Renadorn und Vincent tauchen auch im Verlauf des Abends nicht mehr auf, und ich lasse mich von der Feier einfach weitertreiben, entscheide mich aber gegen die Angebote, die mir zufliegen, da ich in dieser Situation nicht allzusehr die Kontrolle verlieren will. Der Morgen wird zeigen, ob die Ereignisse hier mein Interesse weiterhin fesseln und somit mich an diesen Ort verweilen lassen, oder ob ich mich fuer das Bueffet dankend in die Luefte schwingen soll... |