Auf dem Rueckweg nach Bratinnien machen wir einen Umweg ueber Lucelan und lesen dort in der Zeitung von einem geglueckten Terroranschlag auf den Praesidenten der Bla-Nationen. Razim wird immer paranoider (hatte bereits in diesem Antikschatten immer wieder getoent, dass er dem Hohepriester nicht vor die Augen zu bringen ist, auch nicht in einer Menschenmasse), was mich ebenfalls zur Vorsicht anraten laesst. Deswegen war ich dagegen, in Bratinnien schnurstracks in die Hauptstadt zu schreiten, den Wachen seiner Majestaet direkt in die Arme - falls man nach uns sucht. Aber die Maenner halten nicht viel von einem kurzen Informationsabruf in den Doerfern vor der Stadt und rennen geradewegs aufs Stadttor zu, wobei Razim seine Kutte seehr tieeef ins Gesicht zieht. Jasra und ich suchen den Hof, an dem wir Renadorn ausstrahlen haben lassen, auf, und gleich die erste Frage nach Neuigkeiten wird zum Galgenstrick. 'Die Koenigin wurde entfuehrt!' ruft in mir nur Heiterkeit hervor: 'Laecherlich, die Koenigin steht gerade vor ihnen :-)', aber anstelle dass man der Koenigin die ihr zustehende Unterwuerdigkeit an den Tag legt, schaut der Mann mich nur entsetzt an, und rennt dann zur Hintertuer hinaus. Natuerlich kommt er nicht weit, und als ich ihn dann fragen moechte, was er denn habe, warum er denn davonlaufe, winkt er schon die zufaellig ausgerechnet hier vorbeikommende Patrollie herbei mit den Worten: 'Hier ist sie! Hier ist die eine Entfuehrerin!' was mir nicht unbedingt ein 'guten Tag' als Begruessung der Degenmaenner einbringt. Ich soll also die Koenigin entfuehrt haben. Na klasse. Jasra ist aber gluecklicherweise auch schon vor Ort und Stelle, und beteuert, dass ich sie nicht entfuehrt habe, dass sie niemand entfuehrt hat. Die Verwirrung ist den Maennern durchaus anzusehen, aber da es sich bei den Wachen nur um Maenner handelt, die ihre Befehle haben, halte ich es fuer unangebracht mich ihnen zu wiedersetzen. Vielleicht ist es gut so, dass ich die Begegnung mit Artos auf diese Weise hinter mich bringe - mit Jasra als Fuehrsprecherin fuehle ich mich doch einigermassen sicher. Also lassen wir uns in das Schloss begleiten. Die Stadt ist tapeziert mit Plakaten, die mich und Razim zeigen und als Entfuehrer der Koenigin bezeichnen. 50.000 Gold Belohnung pro Nase sind auf uns ausgeschrieben; aber in meiner Augenfarbe hat sich der Kuenstler vertan. Artos empfaengt unseren merkwuerdigen Trupp kuehl, und verfaellt, mich ignorierend, mit Jasra in ein Streitgespraech ueber die Vorfaelle und das gegenseitige Verhalten. In der Zwischenzeit faellt ihm ein, dass ich dann gehen koenne, was mir angesichts der Wanted-Plakate ueberall in der Stadt keine besonders gute Idee zu sein scheint. Anstelle von die Plakate entfernen zu lassen zu ordern bietet er mir spoettisch Schutzhaft an, und ich willige ein, sorgsam darauf achtend, wohin mich die Wachen diesmal fuehren. Aber selbst wenn die Fenster von dem Raum vergittert sind, in dem ich gebeten werde hineinzugehen, so ist es doch nur eine ganz normale gemuetliche Stube, und die Tuer wird auch nicht abgeschlossen. Ein bisschen Ruhe kommt mir nach dem Herzklopfen ganz gelegen, und so bleibe ich hier bis zum naechsten Morgen, als man dann doch die Portraits von mir und Razim abnimmt. Ziellos durch die Strassen wandernd finde ich sie alle wieder: Jasra auf einem Pferd, die so tut, als kenne sie Razim und Renadorn nicht, die dabei sind neue Plakate aufzuhaengen - Aufruf zu einem Bardencontest. Was sie denn damit erreichen wollen? Alle Geschichten und Sagen, Mythen und Legenden des Schattens kennenzulernen? Nun, kann sicher nicht schaden... in dem Moment steckt mir ein Kind einen Zettel zu: 'Der Koenig will das Problem, das er in euch sieht, loesen - J.' Stirnrunzeln. Die Maenner haben die gleiche Warnung erhalten und auch bereits ein Treffen mit Jasra ausgemacht: in einer Stunde am Friedhof. Da der Friedhof doch ein auesserst trister Ort ist und da ausserdem die Mittagszeit naht, kehren wir doch wieder in ein Gasthaus ein. Aber bevor Jasra Details erzaehlen kann, schnappen sich die Maenner eine kleine dunkle Gestalt, die sich schon den ganzen Weg vor unseren Augenwinkeln versteckt, und zerren ihn auf Renadorns Zimmer. Jasra ist natuerlich gegen eine solche Behandlung von Brands Vasallen, und auch ich finde die Vorgehensweise der beiden ein wenig pruede. Ausserdem verstehe ich nicht, warum sie sich an diesem armen Kerl vergreifen. Razim klaert mich auf, dass der Koenig, vor dem er sich immer noch zu verstecken koennen glaubt, wissen soll, dass er sich solche Beschatter nicht gefallen laesst. Oder so... Mir bleibt unten nicht genug Zeit, mich mit Jasra ueber dieses Verhalten aufzuregen, weil die Tuer aufgeht, und nach ein paar Wachen Artos persoenlich die Gaststube betritt. Er wuerde gerne mit Razim und mir - was auch immer ich fuer ihn sei - sprechen. Also klopfe ich wieder oben, aber bei meiner Nachricht sind die beiden Maenner sofort am Fenster, wo sie auf etwas 100 Wachen blicken. Runtergehen und zuhoeren, verhandeln und eventuell noch mehr Informationen herauszubekommen ist fuer sie ueberhaupt keine Option, genausowenig wie fuer mich Flucht, so dass sich unsere Wege hier schon wieder trennen. Ein flehender Blick zu Renadorn, von dem ich sicher bin, dass er entkommen kann, mit der Bitte, nach mir zu gucken und mich, so wie immer, wenn noetig, zu befreien, ist alles, was mir bleibt, bevor ich mir wieder ein unschuldiges Gesicht aufsetze und beim Runtergehen dem Koenig mitteile, dass seine Armee die beiden eben vertrieben hat. Mit einer Mischung aus Offenheit und der Betonung, dass man mir eben dies und jenes ueber seine Person erzaehlt habe, erzeugte ich keine erkennbar feindseligen Gefuehle in ihm. Seine Geschichte ueber den Patternfall-War stimmt im groben mit der mir bekannten ueberein, bis auf die Entscheidungsschlacht, in der er als einziger der Familie nicht vor den Courts stand, sondern die Gelegenheit hatte, das Pattern zu zerstoeren, was seiner Meinung nach alle seine Brueder und Schwestern erstens den Weg zu Amber abschnitt und zweitens sie dadurch wohl zum Opfer des Chaos machte. Vielleicht hat er mir es abgenommen, dass ich, in einem fernen Schatten, nichts mitbekommen habe, und jetzt, auf der Heimreise nach Amber im Dunkeln tappe. Dann stellte er mir Bratinnien als das wiederaufgebaute Amber vor, ohne Pattern zwar, aber besser und herrlicher als je zuvor. Deutliches Interesse legte er in die Frage, wie, und warum ich jetzt hierhergekommen bin, worauf ich keine genaue Antwort gab, geben konnte. Zwar ueberlegte ich kurz, ob ich ihm die Trumpkarte von Renadorns Zimmer zeigen sollte, entschied mich aber dagegen, da zuviel Offenheit mir doch noch nicht angebracht schien. Allerdings beteuerte ich immer wieder meine und Razims und Renadorns Unschuld, und dass er Verstaendnis fuer ihre Flucht haben muesse. Ich selbst werde ihn morgen aufsuchen und ihn an seinen Tisch fuehren, so dass die Maenner sich besser kennenlernen koennen. Also sattel ich am naechsten Tage mit Jasra die Pferne und wir reiten zu Razim. Es dauert fast zwei Tage, und dabei zermatere ich mir das Gehirn, wie wir die Zeichen hier alle deuten sollen, wie die Puzzleteile zusammenpassen ... Wir finden die Maenner in einer Eingeborenenhoehle sitzen, um sie herum zwei weitere Brands, von denen der eine schlaeft, der andere sich mit ihnen unterhaltet. Was mag vorgefallen sein, dass Razim sich ohne Kapuze und Gesichtsveraenderung zu einem Abbild Brands gesellt und sich von ihm in die Augen sehen laesst?! |