Amberiten zeichnen sich, wie schon in der Diskussion
über den amberitschen Ehrenkodex angesprochen,
durch besondere Umgangsformen aus, sowohl um Umgang mit Schattenwesen als
auch miteinander.
In dieser Diskussion soll dieser Aspekt etwas detaillierter erörtert werden. Unter GleichwertigenDer krasse Unterschied zwischen der rücksichtslosen Behandlung von Schattenwesen und des höflichen Umgangs mit anderen Amberiten auch in Extremsituationen läßt sich vermutlich am besten daraus erklären, daß die letzteren eben Gleichwertige sind. Verhaßt oder gefürchtet, gering geschätzt oder verachtet, aber immerhin sind auch die anderen Amberiten - und sogar die Mitglieder der Courts of Chaos - einfach eine Existenzebene oberhalb der Schattenwesen.Die Amberiten sehen sich also als eine Elite an, und innerhalb einer kleinen, geschlossenen, elitären Gruppe legt man nunmal besondere Verhaltensweisen an den Tag. Durch das angemessene Verhalten erkennt man nicht nur die Mitgliedschaft des oder der anderen in der Elite an, man beweist auch seine eigene. Gentleman-KriegerZu den Umgangsformen gehört auch, und insbesondere, die Einhaltung gewisser ungeschriebener "Spielregeln" im Krieg. Erst auf dem Schlachtfeld zeigt sich der wahre Gentleman.Noch im zweiten Weltkrieg war es unter allen Kriegsparteien üblich, daß Offiziere mit dem ihnen gebührenden Respekt auch von Soldaten der feindlichen Seite behandelt wurden. Selbst in Kriegsgefangenschaft stand ihnen eine angemessene Behandlung einfach zu, eine Regel die nur selten in Frage gestellt wurde. Neben den pragmatischen Aspekten (wenn man es dem Offizier in Kriegsgefangenschaft leicht macht, sein Schicksal zu akzeptieren, sinkt das Risiko, daß er einen Aufstand anführt) wird mit Sicherheit auch die einfache Überlegung, vom Gegner mit gleichem vergolten zu werden, eine entscheidende Rolle gespielt haben. Mutually Assured Destruction"MAD" ist ein Begriff aus dem Kalten Krieg, der die Tatsache umschreibt, daß jeder Partei für denFall eines Kriegsausbruches die totale Vernichtung ins Haus gestanden wäre. Ganz ähnliches gilt auch für Amberiten - denn ein eskalierendes Wettrüsten um stärkere Rüstungen, bessere Waffen, mehr Powers und immer größeres Vernichtungspotential wäre durchaus denkbar, hat aber - augenscheinlich - nicht stattgefunden. Grund mag sein, daß Amberiten etwas klüger sind als Politiker und schnell begriffen haben, wo so eine Aktion enden würde. Was du nicht willst...Man sollte meinen, daß Amberiten die letzten wären, die sich für den kategorischen Imperativ interessieren, aber das Gegenteil scheint ganz deutlich der Fall zu sein. Amberiten tun sich gegenseitig alles mögliche an, greifen aber nur in Ausnahmefällen zu Mitteln, die sie selbst nicht auf sich angewendet haben möchten. Gerüchte besagen, daß sogar Eric nur schweren Herzens die Blendung Corwins angeordnet hat, weil ihm keine andere Wahl blieb.Das Besondere ist, daß Amberiten, wie oben angesprochen, eine kleine Elite sind. Innerhalb kleiner Gruppen funktionieren solche Regeln, da eine Verletzung der Regeln sich schnell rumspricht und praktisch von selbst ahndet. Pragmatischer ausgedrückt: Amberiten schrecken vor dem kaltblütigen Bruder- oder Schwestermord zurück, weil derjenige, der diese Grenze überschreitet, danach von keinem anderen Familienmitglied mehr irgendeine Rücksichtnahme erwarten kann. Es war, nachdem sich herausgestellt hatte, daß Brand den jungen Martin angegriffen, verwundet und möglicherweise getötet hatte, daß seine Brüder und Schwestern mit vereinten Kräften und ohne falsche Rücksicht gegen ihn vorgegangen waren. Zum Schluß ist die ausgesuchte Höflichkeit auch Schutz vor Irrtum. Wenn man doch mal dem oder der Falschen einen verpaßt, kann man nur dann glaubhaft versichern, daß man sich geirrt hat, oder von den Umständen gezwungen war, wenn man nicht mit den Worten "stirb, du Schwein!" zugeschlagen hatte. |